Balkongarten, Permakultur auf kleinstem Raum
Balkongärten: Permanentes auf kleinem Raum
Ein erster Überblick
Hättest du auch Lust auf Permakultur oder möchtest im Kleinen einen Beitrag zur Biodiversität leisten, hast aber nicht viel Platz? – Ein Balkongarten könnte hier genau das richtige für dich sein. Er ist mehr als ein schönes Hobby und kann schon mit einfachen Schritten weitaus mehr als nur optisch deinen Balkon aufwerten.
Artenrückgang und Insektensterben sind leider ungebremst. Doch auch auf kleinen Flächen kann Nahrung und wertvoller Lebensraum für euch aber beispielsweise auch für Bienen oder Schmetterlinge geschaffen werden. Wenn Du einen Balkon hast auf dem noch ein bisschen Platz ist, dann starte doch auch einen Balkongarten als Permakulturprojekt.
In diesem Artikel wollen wir über mögliche Vorteile und Vorurteile von Balkongärten aufklären aber auch schon mal ein paar Erste Tipps mitgeben, wenn Du mit dem Gedanken eines Perma-Balkon-Projekts spielst. Außerdem beschreiben wir euch eine beispielhafte Anleitung, wie ihr selbst einen perma-Balkongarten anlegen könnt.
Von einem einzelnen diversen Blumenkübel, über schmackhafte Kräuterhochbeete bis zu essbaren Schattenspendern ist alles möglich. Wir zeigen dir hier und auch in folgenden Artikeln, wie du ein für dich passendes Konzept entwickeln kannst und was es möglicherweise zu beachten gibt. Wenn ihr noch unsicher seid, könnt ihr euch auch gern zu spezifischen Themen melden oder auch eure Projekte dokumentieren und mit uns teilen.
Für wen ist ein Balkongarten geeignet?
Da die meisten Menschen mittlerweile in Städten leben und oft nicht den Platz für einen Permakultur-Garten haben, ist der Balkongarten super geeignet, um im kleinen ökologische Kreisläufe zu fördern.
Klar, auch eine exotische Baumarktpflanze in einem überteuerten Designertopf kann bestimmt optisch einen leeren Balkon aufwerten, aber warum nicht direkt etwas starten, von dem du und die Umwelt auch direkt etwas von haben.
Also prinzipiell kann jeder/jede mit einem Balkon, der nicht einsturzgefährdet ist mitmachen, sofern es in eurem Mietvertrag keine Einschränkungen diesbezüglich gibt.
Oder warum nicht auch ein Familienprojekt draus machen und den Kindern so Natur, Kreisläufe und oder Tier- und Pflanzenkenntnisse vermitteln. Wissen wie man sich selbst mit Lebensmitteln versorgen kann ist sicherlich auch keine sinnlose Fertigkeit, oder es kann auch nicht schaden Verantwortung für Dinge wie das Pflanzengießen zu übernehmen. Wenn ihr die Aufgaben teilt, dann habt ihr im einzelnen auch gar nicht viel zu tun.
Außerdem, näher am Ernten von frischem Obst und Gemüse kann man in einer Wohnung mit Balkon wohl kaum sein. Wer regional und saisonal ebenfalls gut findet kann damit auch selbst ein kleinen positiven Beitrag leisten.
Mein Balkon ist sehr klein, geht das überhaupt?
Was für dich klein erscheinen mag, sieht für ein Bestäuber auf Durchreise möglicherweise schon nach einem festlichen Rastplatz zum Kräfte tanken aus. Selbst wenn du keinen Platz hast oder erstmal klein Starten möchtest, kannst du schon in einem einzelnen Blumenkübel verschiedene Blühpflanzen und Kräuter anbauen. Auch ein kleiner Balkon heißt in diesem Fall ein ganz klares JA für die Permakultur.
Wie immer gilt, schau dir die Gegebenheiten genau an, und überlege, wie du den verfügbaren Raum sinnvoll nutzen kannst. Lass dich dabei nicht von der Grundfläche deines Balkons abschrecken. Wenn du etwa rankende Pflanzen wie Weinreben (Trauben) anbaust, kannst du deine Pflanzen von wärmespeichernden Hauswänden profitieren lassen und sogar durch Anbringung von Kletterhilfen mit benachbarten Balkonen verbinden. So kannst du auch Raum zwischen den Balkonen oder anderen angrenzenden Flächen wie Terrassen, Gärten oder Garagendächern nutzen. Letzteres ist auch besonders praktisch, wenn du mal in Urlaub fährst. Bestimmte Rankelpflanzen wie Wein kann man an verschiedenen Stellen Wurzeln schlagen lassen. Dann kann dein Nachbar auf seinem Balkon gießen und so den Teil auf deinem Balkon mitversorgen, wenn die Pflanze auf mehreren Balkonen eingetopft wird. Wie man Pflanzen Wurzeln schlagen lässt, gibt’s in unserem Artikel über Ableger/ Vegetative Vermehrung.
!! Handelt aber mit Vernunft und bringt euch nichts selbst in Gefahr, grade wenn ihr weiter oben wohnt. Eingriffe in die Bausubstanz wie bei der Anbringung von Etagenbeeten (Hier gibt’s mehr dazu) oder Rankhilfen, auch wenn es nur kleinere Eingriffe sind, sollten mit Vermietern abgeklärt werden!!
Was es sonst zu beachten gibt
Achte auf deine Umgebung und deine Gesundheit. Auch wenn fast jeder Balkon in der Theorie geeignet ist, ergibt es nicht immer Sinn dort auch Nahrungsmittel zu produzieren. Direkt an stark befahrenen Straßen oder teilweise auch in Industriegebieten können Schadstoffe aus der Umgebung in deinem Angebauten angereichert werden. Daher sind Straßenabgewandte Balkone oder weniger stark befahrenen Straßen besser geeignet. Ggf. gibt es bei euch auch eine Luftmessstation in der Nähe, von der Ihr die Luftqualität auf euren Balkon ableiten könnt.
Für besonders ambitionierte unter euch, übertreibt es bitte auch nicht und geht lieber auf Nummer sicher. Wenn ihr euch unsicher über die Traglasten eures Balkons seid, dann bringt es lieber in Erfahrung, was euer Balkon problemlos (am besten mit Puffer) aushalten kann und wie viel eure Zuladung sein wird, Besucher, Wasser und andere Balkonutensilien inklusive. Wir möchten nicht sowas hören wie, dass ihr euch einen 3m³ Dachgespeisten Tank am Balkon befestigt habt und dann euer Geländer samt Tank eigenständig abwärts gereist sind.
Im Falle einer Bewässerung, achte darauf, dass überschüssiges Wasser auch wieder abfließen kann (etwa durch Anlage eines Rücklaufes in die Regenrinne) und dass keine Wasserschäden etwa durch Verstopfungen entstehen.
Die verwendeten Behältnisse sollten daher auch keine Schadstoffe ans Wasser oder in die Erde abgeben. Für die Verwendung von Dachwasser gilt ähnliches wie für die Luft. Ist viel Verkehr, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Schadstoffe auf eurem Dach ablagern, die dann mit dem Regenwasser bei euch eingetragen werden können, wenn ihr es zur Bewässerung benutzt.
Zur optimalen Ausnutzung des Platzes solltest du versuchen Pflanzen gestaffelt nach Größe/Wuchshöhe einzupflanzen, auch um ungewollte Verschattung zu vermeiden.
Lichteinfall beachten: Wenn etwa durch Häuserschatten plötzliches auftreten intensiver Sonnenbestrahlung auftreten kann, ist das je nach angepflanzter Art unter Umständen zu viel Licht auf einmal. Pfirsiche etwa vertragen keine abrupte Bestrahlungszunahme, was im Frühjahr einen Pflanzenschock verursachen kann.
Vielleicht seid ihr ungeduldig und habt direkt Lust alles notwendige zusammenzukaufen und sofort loszulegen. Nehmt euch aber ruhig mal die Zeit erstmal genau zu überlegen, was ihr eigentlich wollt, ob ihr überhaupt Zeit zum Pflegen/ Ernten habt und lasst das auch in die Größe eures Balkongartens, die ausgewählten Pflanzenarten und die Art der eingesetzten Materialien mit einfließen. Versucht dabei Nachhaltigkeitsaspekte wie Verwendung von Abfällen oder bereits gebrauchtem zu berücksichtigen. Beim Kauf von neuen Materialien am besten auf langlebige und nachhaltig produzierte Produkte zurückgreifen (etwa Naturland oder FSC-zertifiziertes Holz).
Beispielhafter Balkongarten der Holzer’schen Art
Hier mal ein schon recht fortgeschrittenes Beispiel, wie ein der Aufbau von einem permanenten Balkongarten aussehen könnte:
Vom Aufbau her wird ganz unten eine „Wanne“ platziert, in die als Wasserspender und Sammelbehälter dient. Dort wir eine Unterlage drin platziert, auf der der eigentliche Kübel/ Behälter gestellt wird, sodass die Unterseite des Troges 15-20 cm Abstand zum Wannenboden hat. Hierzu können bspw. alte Backsteine verwendet werden. Nun Kann der Kübel (z.B. Betontrog) darauf platziert werden. Dort hinein wird ein, je nach Größe auch zwei Löcher gebohrt, die etwa 10 cm Durchmesser aufweisen. Jetzt präpariert ihr euch einen Baumstamm (Laubholz, Äste, Aststummel können nach Belieben dranbleiben) und wenn er zu dick ist sollte er am unteren Ende soweit verschmälert werden, dass er ins Loch bis auf den Wannenboden (15-20 cm) reicht und seitlich noch Wasser am Stamm herunterfließen kann. Die Lücken werden mit Steinen gefüllt (Kies, Ziegelbruch), ebenso soll der Boden des Trogs mit Schotter oder ähnlichem aufgefüllt werden, damit sich keine Staunässe bildet. Den Rest könnt ihr mit guter Erde auffüllen (Bitte nachhaltig kaufen, etwa beim Biobauern, oder wenn aus dem Laden, dann Torf frei, da dafür wertvolle Moore zerstört werden.
Der Trog soll aber nicht randvoll gemacht werden, sondern noch ein Stück frei lassen. Um das ganze noch natürlicher zu gestalten wird zudem empfohlen Regenwürmer einzubringen. Nun könnt ihr Gemüseabfälle (was am Tag so anfällt) vorsichtig mit einem Löffel/ kleiner Schaufel eintragen und die Stellen (sollten jedes Mal unterschiedlich gewählt werden) mit Mulchmaterial abdecken. Laub geht auch. Es sollte aber nicht festgedrückt werden und ausreichend durchlüftet sein.
Wenn verholzende Pflanzen wie Wein angepflanzt werden ist es auch erstmal nicht weiter schlimm, wenn der Stamm nach mehreren Jahren morsch wird.
Der Baumstamm dient sowohl als optische Aufwertung, als auch Rankhilfe oder Zuchtstelle für Pilze. Zudem versorgt der Stamm das Beet mit Wasser, da der Feuchtegehalt im Boden durch den Stammsog aus der Wanne ausgeglichen wird. Erstmalig und ggf. bei zu wenig Niederschlag wird die untere Wanne mit Wasser aufgefüllt.
Balkongesellschaften z.B. Kiwis/Wein/ Erbsen direkt am Stamm, daneben dann Salate und Radieschen und zum Rand hin flach wachsende Pflanzen wie Erdbeeren.
Ihr könnt natürlich auch erstmal kleiner mit einem normalen Blumenkübel anfangen und dort beispielsweise verschiedene symbiotische Arten anbauen. Dieses Konzept wird etwa in Permakultur Literatur vom Permakultur Experten Sepp Holzer auch noch ausführlicher beschrieben (z.B. wird auch auf natürlichen Pflanzenschutz auf dem Balkon, auch mit Hausmitteln, eingegangen). Wer also noch etwas tiefer in die Permakultur eintauchen möchte, dem empfehlen wir auch weitere Literatur zu dem Thema zu lesen.
Probiert es also gerne mal aus und berichtet uns, wie es bei euch geklappt hat und evtl. auch Tipps, um anderen interessierten zu helfen.
