Kletterpflanzen und ihre einfache Vermehrung

green grapes hanging on brown wooden arboire

Wusstest du, dass für viele Pflanzen gar keine Samen gebraucht werden, um sie zu vermehren, oder dass etwa die vegetative Vermehrung von Wein, je nachdem wo du wohnst illegal sein kann? Wenn du darüber und über weitere beliebte Rankepflanzen und deren vegetative Vermehrung mehr erfahren möchtest, ist der folgende Artikel das richtige für dich.

Eine Vermehrung über Samen kann unter Umständen eine regelrechte Lotterie sein, ob die daraus Wachsenden Pflanzen auch die gewünschten Eigenschaften mit sich bringen, geschweige denn überhaupt anwachsen. Dabei kannst du einige Pflanzen auch ganz einfach auf anderem Wege vermehren, und das geht darüber hinaus oft auch noch deutlich schneller.

In diesem Artikel gehen wir speziell auf beliebte Ranke-/ Kletterpflanzen für Beet und Garten ein. Wir stellen gut geeignete Rankepflanzen für die Permakultur vor und erklären wie es mit der Vermehrung gelingen sollte.

Kletterpflanzen sind nämlich vielfach eine hervorragende Idee, um sie in eurem Perma-Projekt zu integrieren, um beispielsweise Schatten auf Sonnenexponierten Flächen wie südausgerichteten Balkonen zu spenden, Raum effektiv durch Symbiosen zu nutzen, oder Sichtschutz/ Erosions- und Staubbarrieren zu schaffen.

Falscher weise sind in diesem Artikel Schlingpflanzen ebenfalls als Kletter- und Rankepflanzen bezeichnet worden. Genau genommen sind Kletter- und Rankepflanzen Pflanzen die Haftorgane ausbilden um sich damit zu stabilisieren (z.B. Wein bildet Ranken aus), wohingegen Schlingpflanzen (wie bspw. die Stangenbohne) sich mit ihrem Stiel um Objekte/ Pflanzen winden ohne dabei zusätzliche Haftorgane auszubilden. Beide klettern allerdings nach Möglichkeit an Objekten empor.

 

Ein paar Pflanzenvorschläge

Im Folgenden werden zur Übersicht ein paar Rankpflanzen vorgestellt. Wir werden auf einzelne Pflanzen und auch deren Anwendungen künftig auch noch detaillierter in anderen Artikeln eingehen.

Kapuzinerkresse: Die Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) ist nicht nur essbar, etwa junge Blätter für die Verfeinerung von Salaten oder Pflanzenteile wie die unreifen Samen können auch als günstiger Hauseigener Kapernersatz verwendet werden (in eingelegter Zubereitung) sondern wird durch ihre antibakterielle Wirkung auch als Heilpflanze verwendet (enthält Senfglykoside). Doch auch im Garten kann sie richtig was und kann Nützlinge fördern und nicht so Nützliches abschrecken.  Sie lockt nicht nur verschiedene Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge an, sondern schützt andere Pflanzen durch ihre abschreckende Wirkung auf Blattläuse und bestimmte Raupen. Die Blüten sind dazu noch eine essbare Verschönerung für Salate, wenn man sie mag. Da Kapuzinerkresse als „Fallenpflanze“ für Blattläuse dient ist Sie z.B. hervorragend an oder nahe von Obstgehölzen (Baum & Strauch). Wer Kohl anpflanzt ist mit ihr sicherlich auch gut aufgestellt, denn sie hält Kohlweißlingsraupen ab.

Vermehrung über Stecklinge:

Einfache Methode: Junge Triebe (ca. 10 cm) mit mindestens einem Knoten abschneiden.

Ins Wasserglas stellen – Wurzeln bilden sich nach wenigen Tagen oder alternativ direkt in feuchte Erde stecken.

Saatgutvermehrung funktioniert bei der Kapuzinerkresse allerdings auch hervorragend und ist daher für die genetische Vielfalt zu fördern auch eine gute Sache.

 

Bohnen wie die Stangenbohne (Phaseolus vulgaris) schmecken nicht nur gut, sie sorgen auch für Stickstofffixierung im Boden durch eine Symbiose mit sog. Knöllchenbakterien die sich an den Wurzeln ansiedeln. Darüber hinaus kann sie auch als Schattenspender für empfindlichere Kulturen mit angebaut werden.

Vielleicht sind dir die „Drei Schwestern“ ja schon ein Begriff. Dies ist eine Anbaumethode der amerikanischen Ureinwohner bei der Bohnen, Mais und Kürbis gemeinsam angebaut werden. Mais dient dabei als natürliche Kletterhilfe für die Bohnen und Kürbisse schützen den Boden durch die großen Blätter was auch unerwünschten aufwuchs unterdrückt.

Vermehrung über Stecklinge:

Ist selten erfolgreich, allerdings können die keimfreudigen Bohnen sehr gut durch einfache aussaht herangezogen werden.

 

Echter Hopfen (Humulus lupulus) ist eine sehr schnell wachsende Pflanze den meisten Menschen als Bierzutat bekannt. Auch wenn einige Biertrinker „Drogenkonsum“ ablehnen oder gar verabscheuen, wissen viele nicht, dass der Hopfen ebenfalls zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) gehört und etwa gegen Appetitlosigkeit eingesetzt wird und eine beruhigende Wirkung hat. Neben medizinischen Anwendungen findet er außerdem Verwendung in verschiedenen Gerichten oder auch Limos. Im Bier sorgt er für den charakteristischen bitteren Geschmack. Für die Winterbegrünung ist Hopfen allerdings nicht geeignet, da der oberirdische Teil im Winter abstirbt. Wenn ihr euch unsicher seid, passt bei der Ernte allerdings auf, da Hautkontakt frischer Hopfenzapfen unter Umständen allergische Reaktionen hervorrufen kann. In der Natur kann Hopfen oft als Stickstoffzeiger herangezogen werden, was auch Rückschlüsse darauf zulässt, dass er eher nährstoffreiche Böden bevorzugt. Außerdem kann er recht tief wurzeln, weshalb er auch bedingt geeignet ist um Nährstoffe aus tieferen Schichten hervorzuholen. Die Vermehrung über Stecklinge ist sehr populär, welche auch Fechser genannt werden. Die händische Ernte erfolgt durch Abschneiden und Herunterreißen der Reben, weshalb eher festere Rankhilfen empfehlenswert sind. Erntemethoden variieren allerdings, wie etwa für die Delikatesse Hopfenspargel (Wenn es euch interessiert, schreiben wir auch einen ausführlicheren Artikel zu Hopfen, gerne dazu bei uns melden). Nur die weiblichen Pflanzen bilden Hopfendolden aus.

Vermehrung über Stecklinge:

Im Frühjahr junge, weiche Triebe (15 cm) schneiden.

In feuchte Erde oder Wasserglas setzen, bis sie Wurzeln bilden.

Vermehrung auch über Rhizom möglich. Dazu im Herbst oder Frühjahr Wurzelausläufer ausgraben und Stücke abtrennen, die mindestens einen Austriebsknoten haben. Diese in Erde setzen und feucht halten.

 

Efeu (Hedera) ist eine bekannte Arzneipflanze und ist ein beliebter Fassadenbegrüner. Er wird an dieser Stelle kurz erwähnt, da er bis in November noch blüht und winterreife Beeren liefert, die etwa Vögeln als Nahrungsquelle dienen können, nachdem viele andere Nahrungsquellen schon nicht mehr vorzufinden sind. An kleineren Gehölzen wie Apfelbäumen kann Efeu allerdings auch Schaden anrichten und die Pflanze schwächen.

 

Gelbfleischige Kiwi: Wir gehen hier exemplarisch auf eine der verschiedenen Sorten der Kiwi ein und haben uns hier für den Chinesischen Strahlengriffel (Actinidia chinensis) entschieden. Anders als die grüne Kiwi (Actinidia deliciosa) enthält sie nicht das Eiweißspaltendende Enzym Actinidain.

Vermehrung:  über Stecklinge:

im Sommer (Juni–Juli) 15–20 cm lange, halb verholzte Stecklinge schneiden, Blätter bis auf 1–2 entfernen, in Anzuchterde stecken und feucht halten.

Hohe Luftfeuchtigkeit erforderlich (z. B. mit Folienabdeckung, etwa alte Verpackungen, damit Ressourcen geschont werden).

Kiwi Stecklinge wachsen recht langsam an, daher etwas Geduld mitbringen und ggf. von Konkurrenzbewuchs freihalten, damit sie nicht überwuchert wird.

Eine Vermehrung über Absenker oder Veredelung funktioniert ebenfalls.

 

Weinreben (Vitis sp.): Gerade bei der Kultivierung von Weinreben (Vitis) solltet ihr allerdings etwas aufpassen. Weinreben lassen sich zwar recht einfach, sowohl durch Stecklinge als auch das Eingraben von biegsamen Ranken (auch Absenker Methode genannt) vermehren, was aber nicht überall legal ist (eher für kommerziellen Anbau relevant). Durch Schädlingsproblematiken, die dadurch auftreten können und damit verbundener Gefahr für Weinbauern, sollte man, wenn man in einem Weinanbaugebiet wohnt, lieber darauf verzichten, um die Ausbreitung der (Wurzel-)Reblaus nicht zu fördern. Weinbauern dürfen nur Wurzelreben anbauen, die nicht für den Befall mit der Wurzelreblaus anfällig sind. Geeignete Sorten können im Bundesanzeiger nachgelesen werden.

Es gibt viele verschiedene Sorten, probiert euch am besten vorher mal durch, was ihr gerne mögt. Hier ein paar beliebte Sorten: Muscat Bleu (blau, süß, leichter Muskatgeschmack, frosthart und resistent ggü. Versch. Pilzkrankheiten wie Mehltau), Phoenix (goldgelb, frosthart, pflegeleicht, resistent gegenüber Mehltau, auch Saft oder für Wein geeignet), Palatina/ Gelbe Muskatteller (gelbgrün, aromatisch, früh reifend, ertragreich und resistent gegenüber. Mehltau), Lakemont (kernlos, ertragreich, robust, knackig, lagerfähig).

green leaves with red round fruits

Tipps und Tricks für Saatgutfreie Vermehrung

Viele Rankpflanzen können neben Stecklingen auch sehr gut über Absenker vermehrt werden: Dazu einfach eine biegsame Ranke zum Boden/ Topf führen und vorsichtig (ohne knicken) mit einem Mittelteil in eine vorbereitete Furche geben, sodass der weitere Pflanzenverlauf wieder herausragt. Das in der Erde befindliche Stück des Stiels sollte idealerweise mehrere Knospen haben. Teilweise wir auch empfohlen, den in die Erde gesteckten Teil leicht mit einem sauberen Messer anzuritzen, was die Wurzelbildung anregen kann, aber auch eine mögliche Infektion begünstigt. Damit sich der Versuch nicht wieder in Luft (auf)löst, kannst du über dem vergrabenen Stück einen Stein platzieren, was auch die Verdunstung reduziert.

Wie immer gilt, schau dir die Gegebenheiten genau an, und überlege, wie du den verfügbaren Raum sinnvoll nutzen kannst. Lass dich dabei nicht von der Grundfläche deines Balkons abschrecken. Wenn du etwa rankende Pflanzen wie Weinreben (Trauben) anbaust, kannst du deine Pflanzen von wärmespeichernden Hauswänden profitieren lassen und sogar durch Anbringung von Kletterhilfen mit benachbarten Balkonen verbinden. So kannst du auch Raum zwischen den Balkonen oder anderen angrenzenden Flächen wie Terrassen, Gärten oder Garagendächern nutzen. Letzteres ist auch besonders praktisch, wenn du mal in Urlaub fährst. Bestimmte Rankpflanzen wie Wein kann man an verschiedenen Stellen Wurzeln schlagen lassen. Dann kann dein Nachbar auf seinem Balkon gießen und so den Teil auf deinem Balkon mitversorgen, wenn die Pflanze auf mehreren Balkonen eingetopft wird. Wie man Pflanzen Wurzeln schlagen lässt, gibt’s in unserem Artikel über Ableger/ Vegetative Vermehrung.

!! Handelt aber mit Vernunft und bringt euch nichts selbst in Gefahr, grade wenn ihr weiter oben wohnt. Eingriffe in die Bausubstanz wie bei der Anbringung von Etagenbeeten (Hier gibt’s mehr dazu) oder Rankhilfen (mehr dazu hier), auch wenn es nur kleinere Eingriffe sind, sollten mit Vermietern abgeklärt werden!!

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1 Kommentar

  1. Pflanzenfreund

    Ein wirklich spannender Artikel! Besonders interessant fand ich den Abschnitt über die verschiedenen Vermehrungsmethoden und den rechtlichen Aspekt bei Weinreben. Ich hätte nicht gedacht, dass die vegetative Vermehrung in manchen Regionen eingeschränkt oder sogar illegal sein kann. Gibt es ähnliche Regelungen auch für andere Pflanzenarten? Und wie sieht es mit der Vermehrung von exotischen oder seltenen Kletterpflanzen aus – gibt es da besondere Vorschriften?

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